Read The Book of Images Page 2


  I fear in myself only those contradictions with a tendency toward reconciliation. It must be a very narrow spot in my life if the idea should occur to them to shake hands, from one side to the other. My contradictions shall hear of each other only rarely and in rumors.2

  * * *

  I would like to express my indebtedness to other translators of Rilke, especially J. B. Leishman, M. D. Herder Norton, Randall Jarrell, Walter Arndt, and Robert Bly. I would also like to thank Richard Howard, Edward Hirsch, and Winifred Hamilton for their many helpful suggestions about the translations and the introduction. And I owe Michael Winkler a special debt of gratitude, both for his keen insights into Rilke’s language and for his generosity in sharing them with me.

  The First Book, PART ONE

  EINGANG

  Wer du auch seist: am Abend tritt hinaus

  aus deiner Stube, drin du alles weißt;

  als letztes vor der Ferne liegt dein Haus:

  wer du auch seist.

  Mit deinen Augen, welche müde kaum

  von der verbrauchten Schwelle sich befrein,

  hebst du ganz langsam einen schwarzen Baum

  und stellst ihn vor den Himmel: schlank, allein.

  Und hast die Welt gemacht. Und sie ist groß

  und wie ein Wort, das noch im Schweigen reift.

  Und wie dein Wille ihren Sinn begreift,

  lassen sie deine Augen zärtlich los …

  ENTRANCE

  Whoever you are: in the evening step out

  of your room, where you know everything;

  yours is the last house before the far-off:

  whoever you are.

  With your eyes, which in their weariness

  barely free themselves from the worn-out threshold,

  you lift very slowly one black tree

  and place it against the sky: slender, alone.

  And you have made the world. And it is huge

  and like a word which grows ripe in silence.

  And as your will seizes on its meaning,

  tenderly your eyes let it go …

  AUS EINEM APRIL

  Wieder duftet der Wald.

  Es heben die schwebenden Lerchen

  mit sich den Himmel empor, der unseren Schultern schwer war;

  zwar sah man noch durch die Äste den Tag, wie er leer war, —

  aber nach langen, regnenden Nachmittagen

  kommen die goldübersonnten

  neueren Stunden,

  vor denen flüchtend an fernen Häuserfronten

  alle die wunden

  Fenster furchtsam mit Flügeln schlagen.

  Dann wird es still. Sogar der Regen geht leiser

  über der Steine ruhig dunkelnden Glanz.

  Alle Geräusche ducken sich ganz

  in die glänzenden Knospen der Reiser.

  FROM AN APRIL

  Again the woods smell sweet.

  The soaring larks lift up with them

  the sky, which to our shoulders was so heavy;

  true, through the boughs one still saw the day, how empty it was,—

  but after long, rain-filled afternoons

  come the golden sun-drenched

  newer hours,

  before which, on distant housefronts,

  all the wounded

  windows flee fearfully with beating wings.

  Then it grows still. Even the rain runs more softly

  over the stones’ quietly darkening gleam.

  All noises slip entirely away

  into the brushwood’s glimmering buds.

  ZWEI GEDICHTE ZU HANS THOMAS SECHZIGSTEM GEBURTSTAGE

  MONDNACHT

  Süddeutsche Nacht, ganz breit im reifen Monde,

  und mild wie aller Märchen Wiederkehr.

  Vom Turme fallen viele Stunden schwer

  in ihre Tiefen nieder wie ins Meer, —

  und dann ein Rauschen und ein Ruf der Ronde,

  und eine Weile bleibt das Schweigen leer;

  und eine Geige dann (Gott weiß woher)

  erwacht und sagt ganz langsam:

  Eine Blonde…

  RITTER

  Reitet der Ritter in schwarzem Stahl

  hinaus in die rauschende Welt.

  Und draußen ist Alles: der Tag und das Tal

  und der Freund und der Feind und das Mahl im Saal

  und der Mai und die Maid und der Wald und der Gral,

  und Gott ist selber vieltausendmal

  an alle Straßen gestellt.

  Doch in dem Panzer des Ritters drinnen,

  hinter den finstersten Ringen,

  hockt der Tod und muß sinnen und sinnen:

  Wann wird die Klinge springen

  über die Eisenhecke,

  die fremde befreiende Klinge,

  die mich aus meinem Verstecke

  holt, drin ich so viele

  gebückte Tage verbringe, —

  daß ich mich endlich strecke

  und spiele

  und singe.

  TWO POEMS TO HANS THOMAS ON HIS SIXTIETH BIRTHDAY

  MOONLIGHT

  South German night, bathed in August moonlight,

  and soft as all fairytales’ recurrence.

  From the turret many hours fall heavily

  down into their depth as into the sea,—

  and then a rushing and a call from the round

  and for a while the silence stays empty;

  and a violin then (God knows from where)

  wakes and says ever so slowly:

  A blond woman …

  KNIGHT

  The knight rides forth in jet-black steel

  into the rushing, turbulent world.

  And outside is everything: the day and the vale

  and the friend and the foe and the feast in the hall

  and May and the maid and the woods and the Grail

  and God himself set thousandfold

  on every street.

  Yet just inside the knight’s armor,

  behind the darkest circles,

  death sits and must brood and brood:

  When will the sword spring

  over the iron hedge,

  the strange liberating sword,

  which pulls me from my

  hiding-place, in which I spend

  so many hunkered days,—

  so that I can finally stretch

  and play

  and sing.

  MÄDCHENMELANCHOLIE

  Mir fällt ein junger Ritter ein

  fast wie ein alter Spruch.

  Der kam. So kommt manchmal im Hain

  der große Sturm und hüllt dich ein.

  Der ging. So läßt das Benedein

  der großen Glocken dich allein

  oft mitten im Gebet …

  Dann willst du in die Stille schrein,

  und weinst doch nur ganz leis hinein

  tief in dein kühles Tuch.

  Mir fällt ein junger Ritter ein,

  der weit in Waffen geht.

  Sein Lächeln war so weich und fein:

  wie Glanz auf altem Elfenbein,

  wie Heimweh, wie ein Weihnachtsschnein

  im dunkeln Dorf, wie Türkisstein

  um den sich lauter Perlen reihn,

  wie Mondenschein

  auf einem lieben Buch.

  GIRL’S MELANCHOLY

  A young knight comes to mind

  almost like an old saying.

  He came. Thus sometimes in the grove

  the great storm comes and wraps around you.

  He left. Thus often the wild benison

  of the great bells breaks off

  in the midst of prayer …

  Then you want to scream in the silence,

  and yet only weep softly inside,

  deep in your cool shawl.

  A young knight comes to mind,

  riding far in full armor.

  His smile was so soft and fine:

  like gleaming on old ivory,

  like homesickness, like a Christmas snowfall<
br />
  in the dark village, like turquoise

  around which many pearls are fashioned,

  like moonlight

  on a favorite book.

  VON DEN MÄDCHEN

  I

  Andere müssen auf langen Wegen

  zu den dunklen Dichtern gehn;

  fragen immer irgendwen,

  ob er nicht einen hat singen sehn

  oder Hände auf Saiten legen.

  Nur die Mädchen fragen nicht,

  welche Brücke zu Bildern führe;

  lächeln nur, lichter als Perlenschnüre,

  die man an Schalen von Silber hält.

  Aus ihrem Leben geht jede Türe

  in einen Dichter

  und in die Welt.

  II

  Mädchen, Dichter sind, die von euch lernen

  das zu sagen, was ihr einsam seid;

  und sie lernen leben an euch Fernen,

  wie die Abende an großen Sternen

  sich gewöhnen an die Ewigkeit.

  Keine darf sich je dem Dichter schenken,

  wenn sein Auge auch um Frauen bat;

  denn er kann euch nur als Mädchen denken:

  das Gefühl in euren Handgelenken

  würde brechen von Brokat.

  Laßt ihn einsam sein in seinem Garten,

  wo er euch wie Ewige empfing

  auf den Wegen, die er täglich ging,

  bei den Bänken, welche schattig warten,

  und im Zimmer, wo die Laute hing.

  Geht!… es dunkelt. Seine Sinne suchen

  eure Stimme und Gestalt nicht mehr.

  Und die Wege liebt er lang und leer

  und kein Weißes unter dunklen Buchen, —

  und die stumme Stube liebt er sehr.

  … Eure Stimmen hört er ferne gehn

  (unter Menschen, die er müde meidet)

  und: sein zärtliches Gedenken leidet

  im Gefühle, daß euch viele sehn.

  GIRLS

  I

  Others must travel long paths

  to reach the dark poets;

  must always ask someone

  if he has seen one of them singing

  or placing hands on strings.

  Only girls don’t ask

  what bridge leads to images;

  only smile, brighter than pearl necklaces

  ringing bowls of fine silver.

  From their lives every door opens

  onto a poet

  and onto the world.

  II

  Girls, there are poets who learn from you

  to say, what you, in your aloneness, are;

  and they learn through you to live distantness,

  as the evenings through the great stars

  become accustomed to eternity.

  None may ever give herself to a poet,

  even if his eyes longed for women;

  for he can only think of you as girls:

  the feeling in your slender wrists

  would break beneath brocade.

  Let him be alone in his garden,

  where like angels he received you—

  on those paths that he wandered daily,

  by those benches that wait steeped in shadows,

  and in the chamber where the lute was hung.

  Go!… it grows dark. His senses seek

  your voices and shapes no longer.

  And those paths he loves long and empty

  and no whiteness beneath dark beech trees,—

  and he loves intensely the silent room.

  … Your voices he hears move far off

  (among people, whom he wearily avoids)

  and: his tender memory suffers it

  like foresight, that many look on you.

  DAS LIED DER BILDSÄULE

  Wer ist es, wer mich so liebt, daß er

  sein liebes Leben verstößt?

  Wenn einer für mich ertrinkt im Meer,

  so bin ich vom Steine zur Wiederkehr

  ins Leben, ins Leben erlöst.

  Ich sehne mich so nach dem rauschenden Blut;

  der Stein ist so still.

  Ich träume vom Leben: das Leben ist gut.

  Hat keiner den Mut,

  durch den ich erwachen will?

  Und werd ich einmal im Leben sein,

  das mir alles Goldenste giebt, —

  --------------------

  so werd ich allein

  weinen, weinen nach meinem Stein.

  Was hilft mir mein Blut, wenn es reift wie der Wein?

  Es kann aus dem Meer nicht den Einen schrein,

  der mich am meisten geliebt.

  THE SONG OF THE STATUE

  Who is there who so loves me, that he

  will throw away his own dear life?

  If someone will die for me in the ocean,

  I will be brought back from stone

  into life, into life redeemed.

  How I long for blood’s rushing;

  stone is so still.

  I dream of life: life is good.

  Has no one the courage

  through which I might awaken?

  And if I once more find myself in life,

  given everything most golden,—

  --------------------

  then I will weep

  alone, weep for my stone.

  What help will my blood be, when it ripens like wine?

  It cannot scream out of the ocean

  he who loved me most.

  DER WAHNSINN

  Sie muß immer sinnen: Ich bin … ich bin …

  Wer bist du denn, Marie?

  Eine Königin, eine Königin!

  In die Kniee vor mir, in die Knie!

  Sie muß immer weinen: Ich war … ich war …

  Wer warst du denn, Marie?

  Ein Niemandskind, ganz arm und bar,

  und ich kann dir nicht sagen wie.

  Und wurdest aus einem solchen Kind

  eine Fürstin, vor der man kniet?

  Weil die Dinge alle anders sind,

  als man sie beim Betteln sieht.

  So haben die Dinge dich groß gemacht,

  und kannst du noch sagen wann?

  Eine Nacht, eine Nacht, über eine Nacht, —

  und sie sprachen mich anders an.

  Ich trat in die Gasse hinaus und sieh:

  die ist wie mit Saiten bespannt;

  da wurde Marie Melodie, Melodie …

  und tanzte von Rand zu Rand.

  Die Leute schlichen so ängstlich hin,

  wie hart an die Häuser gepflanzt, —

  denn das darf doch nur eine Königin,

  daß sie tanzt in den Gassen: tanzt!…

  MADNESS

  She must always brood: I am … I am …

  Who are you then, Marie?

  A queen, a queen!

  On your knees before me, on your knees!

  She must always weep: I was … I was …

  Who were you then, Marie?

  A no one’s child, all poor and bare,

  and words can’t say how.

  And there has grown from such a child

  a princess, to whom one kneels?

  Because these things all are different now

  from how one begging sees them.

  So the things have made you great,

  and can you still say when?

  One night, one night, all through one night,—

  and how they greeted me had changed.

  I stepped out into the street and … look:

  it is stretched as if with strings;

  then Marie grew melody, melody …

  and danced from edge to edge.

  The people crept past so cravenly,

  as if planted next to the walls,—

  for only a princess has license

  to dance in the city streets: dance!…

  DIE LIEBENDE

  Ja ich sehne mich nach dir. Ich gleite

  mich verlierend selbst mir aus der Hand,

  ohne Hoffnung, daß ich
Das bestreite,

  was zu mir kommt wie aus deiner Seite

  ernst und unbeirrt und unverwandt.

  … jene Zeiten: O wie war ich Eines,

  nichts was rief und nichts was mich verriet;

  meine Stille war wie eines Steines,

  über den der Bach sein Murmeln zieht.

  Aber jetzt in diesen Frühlingswochen

  hat mich etwas langsam abgebrochen

  von dem unbewußten dunkeln Jahr.

  Etwas hat mein armes warmes Leben

  irgendeinem in die Hand gegeben,

  der nicht weiß was ich noch gestern war.

  WOMAN IN LOVE

  Yes I long for you. I glide,

  losing myself, out of my own hand,

  without hope of conquering

  what comes to me, as if out of your side,

  grave and stark and undeterred.

  … back then: O how complete I was,

  nothing calling, nothing that divulged me;

  my stillness was like a stone’s

  over which the brook makes its murmuring.

  But now in these spring weeks

  something has slowly broken me off

  from the dark unconscious year.

  Something has given my poor warm life

  into the hand of someone random